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Hör auf, dir Sorgen zu machen, und fang an zu leben
Von Walter Epp


Du öffnest deine Augen.

Du siehst kahle Wände, einen alten Fernseher über deinem Bett und Schläuche an deinem Körper. So langsam verstehst du, dass deine Zeit gekommen ist. Ein Arzt kommt rein und liest etwas vor − doch du hörst ihm nicht zu.

Stattdessen gehst du dein Leben durch wie ein Jahrbuch. Du blätterst durch deine Lebensgeschichte und mit Bedauern stellst du eins fest: Du hast alles getan, nur nicht richtig gelebt.

Plötzlich wachst du auf und bist bloß 30 Jahre alt. Dein Partner liegt neben dir im Bett und schnarcht.

Nur ein Traum?

Vielleicht.

Vielleicht auch nicht.

Viele Menschen denken über ihr Leben nach, wenn ihre Zeit gekommen ist. Leider ist es da schon meist zu spät. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen.

Menschen bereuen vieles vor ihrem Tod, doch eine Sache steht bei den meisten Menschen ganz oben: das Sorgenmachen.

Menschen bereuen, dass sie sich Sorgen gemacht haben und keine Zeit zum Leben hatten. Mit anderen Worten: Sie waren mit ihren Gedanken oft nicht in der Gegenwart, sondern dachten an ihre Probleme, während die Wirklichkeit weiterging.

Sie konzentrierten sich so sehr auf die Sorgen des Lebens, dass sie das Leben selbst übersahen.

Es ist die Mutter, die so sehr den Kindergeburtstag organisiert, damit es eine perfekte Veranstaltung wird und die anderen gut von ihr denken, dass sie das Kind vergisst. Sie sorgt sich um ihr Image als Mutter mehr als um das Kind selbst. Es ist der Vater, der für das Einkommen der Familie Stunden um Stunden arbeitet, damit sie ein gutes Leben hat, aber die Familie kaum sieht. Er macht sich Sorgen um die Zukunft seiner Kinder, verbringt aber keine Zeit mit ihnen. Es ist der Urlauber, der meint, lauter Selfies von sich machen zu müssen, damit andere sehen, wie viel er erlebt. Doch vor lauter Selfies bemerkt er die Natur nicht. Er macht sich Sorgen um die Meinung seiner Freunde und erlebt die Gegenwart dabei kaum.

Vielleicht erkennst du dich in einigen Situationen wieder − ich mich schon. Und ich finde es schade, dass wir unsere Gegenwart gegen Sorgen eintauschen.

Deshalb habe ich einen Wunsch: Ich wünsche mir, dass du dir keine Sorgen machst. Ich wünsche mir, dass wir das Leben in vollen Zügen leben. Das ist einfach gesagt, ich weiß. Aber ich möchte dir dazu auch eine Stütze an die Hand geben. Deswegen schauen wir jetzt erst darauf, wie du deine Sorgen loswerden kannst. Dadurch, dass du deine Sorgen minimierst, hast du dann mehr Zeit fürs Leben. Und wie du das dann genießen kannst, darum geht es später noch.

Wie du aufhörst, dir Sorgen zu machen

Ich werde dir jetzt drei Schritte zeigen, wie du dich von deinen Sorgen befreien kannst.

1) Die Gedankenspielchen entlarven

Der größte Trick der Sorgen besteht darin, sich als Realität zu verkleiden. Dabei sind Sorgen gar nicht real. Sorgen sind ein Produkt deines Kopfes. Ja, häufig berufen sich die Sorgen auf reale Ereignisse: Vielleicht steht eine Kündigung an oder die nächste Kreditrate steht vor der Tür. Diese Fakten sind real, doch die Sorgen selbst sind kein Fakt, sondern ein Gedanke.

Deshalb heißt es auch: „Ich mache mir Sorgen." Da siehst du es. Du selbst hast dir die Sorgen gemacht. Sie sind nicht aus dem Nichts gekommen, sie sind nicht absolut. Sie sind nur ein Produkt unserer Gedanken.

Mit anderen Worten: Sorgen ist das Denken an Probleme. Ob diese Probleme die Wirklichkeit sind, das ist den Sorgen egal.

Deshalb nimmst du den Sorgen ihre Kraft, wenn du sie als das entlarvst, was sie sind: Bloße Gedanken. Das ist sehr befreiend, denn alles, was seinen Ursprung in dir hat, das kannst du auch kontrollieren.

Du bist deinen Sorgen nicht hilflos ausgeliefert, sondern du hast die Macht der Entscheidung auf deiner Seite. Du kannst dich entscheiden, dir keine Sorgen mehr zu machen. Wenn du diese Sorgen &bdqou;erschaffen" hast, dann kannst du sie auch wieder aus der Welt schaffen. Mit der Entscheidung, dir keine Sorgen mehr zu machen. Sprich: Nicht mehr an negative Fakten der Zukunft zu denken.

Entscheide dich ganz bewusst dafür, deine negativen Gedanken an die Zukunft zu unterbrechen, sobald du merkst, dass du dir Sorgen machst. Lenke dich ab, denke an etwas Positives und mach dir klar, dass du entscheidest, worüber du dir Gedanken machst.

2) Die Realität festhalten

„Ich habe viele schreckliche Dinge in meinem Leben erlebt. Das meiste ist davon zum Glück nicht passiert."
Mark Twain

So leben viele Menschen: Sie haben Sorgen und Ängste, die sich auf die Zukunft beziehen. Sie haben Angst, an einer Erkältung zu sterben. Sie haben Angst, ihr Abitur nicht zu schaffen. Sie haben Angst vor Arbeitslosigkeit. Dabei können sie gar nicht abschätzen, was in der Zukunft passieren wird. Denn niemand kann in die Zukunft sehen.

Sorgen können sich bis ins Unendliche aufblasen, wenn wir sie nicht platzen lassen. Und so lässt du Sorgen platzen, die sich auf die Zukunft beziehen, aber ja noch gar nicht da sind:

Um deine Sorgen loszuwerden, nimm ein Blatt Papier und schreibe die Fakten auf. Schreibe auf, was wirklich passiert ist − nicht was passieren könnte.

Alles, was auf dem Papier steht, das ist die Realität − darauf musst du dich konzentrieren.

Nehmen wir die Sorgen um den Arbeitsplatz. Hier treiben unsere Gedanken mit uns wilde Spielchen und vielleicht machst du dir ja gerade Sorgen um deinen Job. „Mein Chef könnte mich feuern", „Ein Kunde könnte sich beschweren". Anstatt an diese fiktiven Situationen zu denken, solltest du an die Dinge denken, die wirklich passiert sind: „Im vergangenen Monat habe ich 10 Kunden gewonnen. 3 habe ich verloren." Das sind die Fakten − nicht mehr und nicht weniger.

Bemerkst du den Unterschied?

Fiktive Situationen kannst du nicht ändern, weil sie gar nicht eingetreten sind. Reale Situationen kannst du ändern. Und auf diese realen Situationen solltest du deine Denkarbeit konzentrieren − nicht auf die Dinge, die nie passiert sind.

Hör auf, dich auf das „KÖNNTE" zu fokussieren, und kümmere dich um das „IST". Hilf dir selbst dabei, indem du alles, was Realität ist, aufschreibst.

3) Handeln, nicht denken

Der letzte Schritt ist der banalste von allen: Löse deine Probleme. Damit meine ich: Handle. Tue etwas, das dein aktuelles Problem wenigstens ein bisschen löst.

Anstatt sich also einfach nur Sorgen um den Arbeitsplatz zu machen − vielleicht ist er ja wirklich in Gefahr − solltest aktiv etwas tun, um dieses Problem aus der Welt zu schaffen. Rufe einen Kunden an und bemühe dich um einen Abschluss. Entwickle eine neue Idee für den Chef. Verbessere einen aktuellen Arbeitsablauf und stelle dies deinem Abteilungsleiter vor.

Anstatt an negative, fiktive Ereignisse zu denken, solltest du positive, reale Ereignisse erschaffen.

Und das Wichtigste daran: Wenn du gerade nichts zur Lösung deines Problems beitragen kannst, dann denke nicht daran.

Natürlich verschwinden deine Probleme nicht, wenn du nicht an sie denkst. Doch wenn du an sie denkst, verschwinden sie auch nicht. Deshalb zählt nur eins: Handeln. Wenn du gerade nicht handelst, dann konzentriere dich auf das Leben und nicht auf das Sorgen.

Beispiel: Die letzte Steuererklärung stresste mich wirklich. Ich musste noch so viele Formulare sammeln und einreichen ... während der Arbeit dachte ich an diese Formulare. Während des Essens dachte ich auch daran − und erst recht vor dem Schlafen ging ich nochmal alles durch. Doch dadurch wurde die Steuererklärung auch nicht fertig − nur ich machte mich fertig. Also entschied ich mich, nur an die Steuererklärung zu denken, wenn ich am Schreibtisch sitze und wirklich etwas für sie tun kann. Alles andere ist verschwendete Lebenszeit.

Oder nehmen wir das vorherige Beispiel, bei dem du dir über deinen Job Sorgen machst. Hier müsstest du dich also fragen: „Was kann ich tun, um mehr Kunden zu gewinnen und weniger zu verlieren?"

Wenn du dich also das nächste Mal beim „Sorgenmachen" erwischst, dann frage dich Folgendes: Kann ich jetzt etwas dagegen/dafür tun? Wenn ja, dann tue es. Wenn nein, dann hör auf, daran zu denken.

Wie du anfängst zu leben

Wenn du dich mit den obigen drei Schritten von deinen Sorgen befreit hast, dann wird etwas sehr Wertvolles und Kraftvolles in dir freigesetzt: Energie. Lebenskraft.

Die ganze Energie, die von den Sorgen aufgefressen wurde, ist jetzt nämlich freigeworden.

Diese freigewordene Lebenskraft kannst du jetzt für Dinge nutzen, die dich aufbauen und dein Leben lebenswert machen:

1) Träume

Sei ein Träumer, ein Visionär. Jetzt hast du dazu auch Platz in deinem Kopf. Wo damals negative Gedanken und Probleme herumschwirrten, haben jetzt Ideen, Visionen und Träume Raum, sich zu entwickeln und zu entfalten.

Diese Fragen helfen dir zu träumen:

Was wollte ich schon immer mal machen?

Was ist aus meiner Geschäftsidee geworden?

Sollte ich ein Unternehmen gründen?

Was wäre der passende Titel für meinen Buchtraum?

Denke über diese Fragen nach und du wirst automatisch ins Träumen geraten.

Anstatt dir Sorgen zu machen und zu meckern, besprichst du dann mit deinen Freunden deine Pläne. Anstatt pessimistisch zu sein, hast du optimistische Ideen für deine Vorhaben, dein Unternehmen, deine Herzensprojekte. Du machst dir weniger oder immer öfter keine Sorgen mehr um deinen Arbeitsplatz − du gestaltest deinen Arbeitsplatz.

Wenn wir Menschen unsere Träume verlieren, wer sind wir dann? Wir sind dann der Kuh, die den ganzen Tag auf der Weide Gras kaut, nicht weit voraus.

Traue dich zu träumen − als sorgenfreier Mensch hast du die Zeit dazu.

2) Lache

Wenn die Sorgenfalten aus dem Gesicht verschwinden, dann machen sie Platz für etwas ganz Besonderes: Lachfalten.

Unsere Gesellschaft ist leider so ernst und „erwachsen" geworden, dass wir keine Zeit mehr haben, um zu lachen. Ich meine ohne Kabarett und Comedy. Einfach nur lachen − über das Leben, über Probleme, über sich selbst.

Meine kleine Tochter lacht am liebsten über die Wörter „Pups" und „Kacka". Sie lacht auch über verschüttete Milch und zermatschte Cornflakes.

Wenn wir etwas von Kindern lernen können, dann ist dies eins: Lachen. Und vor allem, dass man keinen Grund braucht, um zu lachen − man kann es einfach so tun.

Dazu gibt es eine einfache Übung:

Schau in den Spiegel und ziehe deine Mundwinkel so lange hoch, bis deine Zähne zu sehen sind − und schon hast du ein Lächeln im Gesicht. Natürlich wirst du dich nicht danach fühlen, lass dich davon aber nicht abhalten, trotzdem zu lächeln. Hier folgen die Emotionen dem Körper. Im Englischen heißt es „Motion creates Emotion". Zuerst kommt also die Körperbewegung und diese erzeugt dann die dazugehörige Emotion. Gleiches kennst du vielleicht vom Tanzen: Zuerst fühlst du dich nicht danach, aber wenn du anfängst, dann kommt die gute Laune auf.

Motion creates Emotion.

3) Genieße

Urlaub = zwanghaftes Entspannen auf Pump mit dem Ziel, so viele Fotos wie möglich für Facebook zu schießen

Diese Definition von Urlaub scheinen sich viele Menschen zu eigen gemacht zu haben. Mit grimmigem Blick und Sandalen an den Füßen wird geschubst, fotografiert und gemeckert − um einen möglichst „guten" Urlaub zu haben.

Also wirklich. Wo sind wir nur gelandet?

Menschen machen sich mehr Sorgen um einen guten Urlaub, statt einfach nur die Realität zu genießen. Andere Urlauber werden als „Gegner" angesehen, weil man befürchtet, dass zu wenig am Buffet übrig bleibt. Man hat Angst, dass der Pool zu schmutzig ist. Die Angewohnheit, sich ständig Sorgen zu machen, nehmen die Menschen sogar mit in den Urlaub. Die Wenigsten können ihre Sorgen zuhause lassen.

Doch du als sorgenloser Mensch kannst im Urlaub vor allem eins: Die Realität bewusst erleben. Nein, du musst keine Fotos machen, um zu beweisen, dass du auf Malle warst. Nein, du musst nicht beim ersten Gang alles vom Buffet probieren. Nein, du musst nicht auf den schlechten Service meckern.

Sorgen und Unzufriedenheit haben bei dir keinen Platz.

Einfach einatmen. Ausatmen. Genießen.

Ich habe gelebt

Wenn du es satthast, von deinen Problemen geplagt zu werden, dann gehe die obigen drei Schritte und befreie dich von deinen Sorgen.

Und dann nutze die freigewordene mentale Energie, um das Leben erfüllt zu leben.

Wenn du das tust, dann wirst du am Ende deines Lebens hoffentlich sagen können:

JA, ICH HABE GELEBT.