Kann man dem geistigen Alterungsprozess entgegenwirken?

Finden Sie manchmal Ihren Schlüssel nicht mehr, haben Sie Orientierungsschwierigkeiten in einer eigentlich bekannten Gegend oder kommen Sie partout nicht auf den Namen eines langjährigen Bekannten? Gut möglich, dass es sich bei diesen Schwierigkeiten lediglich um normale Erscheinungen handelt; sie könnten aber auch Vorboten einer Demenz sein, an deren Ende Sie nicht einmal mehr Ihre eigenen Kinder erkennen können.

Eine neue Studie hat nun untersucht, ob intensives körperliches und geistiges Training auch dann noch hilft, wenn die ersten Symptome bereits aufgetreten sind. Lohnt es sich auch noch im höheren Alter, die Gewohnheiten zu ändern? Oder ist es bereits zu spät, wenn der geistige Verfall bereits eingesetzt hat?

Frau am Meer


In alternden Gesellschaften ist ein Anstieg bestimmter Krankheiten zu verzeichnen. Insbesondere Demenz ist ein Syndrom, von dem nicht nur, aber insbesondere, alte Menschen betroffen sind. Daher forschen Wissenschaftler weltweit an Möglichkeiten die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, zu reduzieren beziehungsweise den Verlauf zu verlangsamen, sollte eine Person erkranken.

Die Hoffnungen stützen sich dabei sowohl auf Medikamente als auch Veränderungen in den Lebensgewohnheiten. Medikamentös lässt sich das Fortschreiten von Demenz mit Hilfe sogenannter CholinesteraseHemmern bisher nur geringfügig aufhalten. Auch wenn es vielversprechende Forschungsergebnisse gibt, so ist es noch ein weiter Weg von den Laboren in die Apotheken.

Ein gesunder Lebensstil − je früher, desto besser

Über den Einfluss von Gewohnheiten auf die Wahrscheinlichkeit im späteren Leben an Demenz zu erkranken sind bereits zahlreiche Studien veröffentlicht worden. Insgesamt lassen sich die Forschungsergebnisse wie folgt zusammenfassen:

    1. Mental aktive Menschen besitzen eine geringere Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken, vermutlich da sie über sogenannte kognitive Reserven verfügen, die wie ein Puffer funktionieren und die ersten Folgen der Krankheit hinauszögern können.

    2. Eine gesunde Ernährung ist vorteilhaft. Insbesondere sollte darauf geachtet werden, dass wenig Salz, Fett und Zucker und gleichzeitig viele Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind (Meeresfisch eignet sich hierfür besonders gut), gegessen werden.

    3. Körperliche Bewegung hält auch das Gehirn gesund. Regelmäßige körperliche Bewegung wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislaufsystem aus, das Gehirn wird dadurch besser durchblutet.

Brainfood


Training im Alter

Zwar sind diese Befunde überaus wertvoll, jedoch setzen sie häufig voraus, dass gesunde Lebensweisen ein Leben lang (oder zumindest über einen sehr langen Zeitraum) praktiziert werden.

Doch was tun, wenn die Uhr fünf vor zwölf steht, wenn die kognitiven Fähigkeiten schon im Schwinden begriffen sind? Genau mit dieser Frage haben sich Wissenschaftler des Karolinska Instituts in Stockholm, dem National Institute for Health and Welfare und der University of Eastern Finland beschäftigt. In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler Probanden, die in neuropsychologischen Tests Gedächtnisprobleme zeigten und ein erhöhtes Risiko hatten, an Demenz zu erkranken.

Intensive körperliche und kognitive Aktivierung

Insgesamt wurden in der Studie über 1200 Menschen im Alter zwischen 60 und 77 Jahren untersucht. Die Studienteilnehmer wurden anschließend in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt über einen Zeitraum von einem Jahr drei Vorträge über gesunde Verhaltensweisen; diese Gruppe diente als Kontrollgruppe.

Die Versuchsgruppe erhielt ein intensives Trainingsprogramm. Mehrmals pro Woche erhielten Studienteilnehmer dieser Gruppe Kraft- und Ausdauertraining. Auch erhielten sie ein intensives Gehirntraining, um die grauen Zellen zu aktivieren. Konkret wurden die exekutiven Funktionen trainiert, also die Fähigkeit, Gedanken aufrechtzuerhalten, sich Ziele zu setzen und diese umzusetzen. Zudem erhielten die Senioren konkrete Tipps für eine gesunde Ernährung.

Kraft-und Audauertraining


Beeindruckende Ergebnisse

Nach einem Jahr wurden die Studienteilnehmer erneut ausführlichen Tests unterzogen. Verglichen mit der Kontrollgruppe stiegen die allgemeinen kognitiven Fähigkeiten um 25%. Bei genauerer Betrachtung der Ergebnisse zeigt sich der Vorteil der Kombination von Sport, Gehirntraining und Ernährungsumstellung noch deutlicher. Die oben beschriebenen exekutiven Funktionen verbesserten sich um 80%, die Verarbeitungsgeschwindigkeit nahm gar um 150% zu.

Ohne Schweiß kein Preis

Die Folgen sind eindeutig: Alle oben beschriebenen Faktoren eines gesunden Lebens treffen auch zu, wenn es bereits zu kognitiven Einbußen gekommen ist. Gleichzeitig wird deutlich, dass nur ein intensives Training wirksam ist. Es hilft nichts, hin und wieder den Schweinsbraten wegzulassen, einmal nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß zum Bäcker zu gehen und ab und zu Sudoku zu spielen. Körper und Geist müssen intensiv trainiert werden und das über einen langen Zeitraum – ohne Schweiß kein Preis

Aus einer Werbung von "NeuroNation"