Drei ungewöhnliche Lerntipps
Vokabeln, Geschichtsdaten, die Anatomie des menschlichen Körpers − all diese Wissensbereiche erfordern es, Inhalte auswendig zu lernen. Eine Sprache lässt sich nun mal nicht erlernen, ohne dass man die Vokabeln beherrscht. Geschichte lässt sich nicht einordnen, ohne ein Verständnis dafür zu haben, wann welches Ereignis stattgefunden hat. Ein Körper kann nicht geheilt werden, wenn ein Arzt nicht weiß, wo welches Organ liegt. So einleuchtend die Notwendigkeit des Auswendiglernens auch sein mag, so unangenehm ist es. Folgende drei Tipps machen Ihnen das Leben einfacher, ohne dass Sie irgendetwas an Ihrer Lernstrategie ändern müssen:
1. Kontextabhängiges Lernen
Inhalte werden dann besonders gut erinnert, wenn die Umwelt, in der man Inhalte lernt, der Umwelt ähnelt, in der die gespeicherten Informationen abgerufen werden sollen. Wenn Sie beispielsweise für eine Klausur lernen, die in einem Klassenzimmer stattfindet, sollten Sie optimalerweise in diesem Klassenzimmer selbst lernen. Der Grund für diesen Effekt ist einleuchtend: Gedächtnisinhalte werden dann am besten erinnert, wenn möglichst viele Verknüpfungen zu diesen Inhalten entstehen. Diesen Effekt merken wir unter anderem, wenn uns ein Geruch in die Nase gerät, der uns unweigerlich und unmittelbar an eine bestimmte Situation erinnert. Ähnliches geschieht beim Lernen: Die Vielzahl von scheinbar unbedeutenden Informationen, die sich während des Lernens um einen herum befinden (z.B. die Geräuschkulisse oder der Geruch eines Zimmers) werden mit den eigentlichen Lerninhalten (z.B. Vokabeln) mitgespeichert. Befindet man sich beim Abrufen der Informationen folglich im gleichen Zimmer, in dem man gelernt hat, führt dies zu einer besseren Leistung. Wie stark der Leistungsanstieg ist, zeigt ein cleveres Experiment, das bereits 1975 durchgeführt wurde und im British Journal of Psychology veröffentlicht wurde. Das Experiment fand in einer Tauchschule statt, bei den Studienteilnehmern handelte es sich um Taucher. Die Erinnerungsaufgabe bestand darin, Wörter auswendig zu lernen, die zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgerufen werden sollten. Dabei gab es vier verschiedene Bedingungen: Lernen und Abruf der Wörter auf Land; Lernen der Worte auf Land und Abruf unter Wasser; Lernen und Abruf der Worte unter Wasser; Lernen der Worte unter Wasser und Abruf auf Land. Die Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache: Wenn Lernen und Abruf in der gleichen Umgebung stattfand, war die Leistung um circa 50% besser, als wenn Lernen und Abruf in unterschiedlichen Umgebungen stattfanden. Beispielsweise konnten in der Land−Land−Bedingungen 13,5 Wörter wiedergegeben werden, in der Land−Wasser−Bedingung hingegen nur 8,6 (insgesamt wurden pro Bedingung 38 Wörter vorgegeben).
2. Mittlere Aktivierung
Informationen werden dann besonders gut behalten, wenn der Körper ein mittleres Maß an Aktivierung aufweist. Der Grad an Aktivierung setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, dazu gehören Puls und Wachheit. Die Bedeutung des mittleren Maßes verdeutlichen Situationen, in denen die Aktivierung extrem niedrig oder extrem hoch ist. Stellen Sie sich beispielsweise den Aktivierungsgrad vor, der üblicherweise herrscht, wenn man eine eher langweilige Sendung im Fernsehen sieht. Dieser Zustand signalisiert Körper und Geist: Entspann dich und spare Energie, gerade passiert nichts Bedeutendes. In einem solchen Zustand zu lernen, ist wenig sinnvoll, wird den zu merkenden Informationen doch nur geringe Bedeutung zugesprochen. Eine Situation, die in der Regel mit einem hohen Maß an Aktivierung einhergeht, ist beispielsweise Zeuge eines Verbrechens zu werden, insbesondere wenn eine Waffe im Spiel ist. Der Körper ist in diesem Moment unter Hochspannung, wähnt er sich doch in Lebensgefahr. Dann ist nur eines relevant: Die Gefahrensituation so schnell es geht zu verlassen. Auch in einer solchen Situation zu lernen, ist wenig sinnvoll, da das Denken stark eingeschränkt ist und für Informationen wie Vokabellernen kaum oder keine Kapazitäten zur Verfügung stehen. Was bedeuten diese Erkenntnisse fürs Lernen? Merken Sie beispielsweise, dass Sie unaufmerksam und müde sind und Ihre Körperspannung schlaff ist, empfiehlt es sich, den Körper (und somit den Geist) ein wenig in Schwung zu bringen, beispielsweise durch ein paar Kniebeugen oder Liegestützen.
3. Studentenfutter
Studentenfutter ist zwar ein dehnbarer Begriff, eine Zutat fehlt jedoch in kaum einem Mix: Nüsse. Sie gelten als sogenanntes Brainfood, das einem Turbo für die grauen Zellen gleichkommt. Doch warum sind Nüsse so wichtig? Eiweiß, das sich in bestimmten Aminosäuren befindet, kommt eine zentrale Bedeutung bei der Informationsübertragung im Gehirn zu. Diese Aminosäuren können entweder direkt oder über weitere Zwischenschritte als Neurotransmitter − Informationsbotenstoffe im Gehirn − ihren Dienst leisten. Neben Fisch und Milchprodukten sind insbesondere Hülsenfrüchte und Nüsse wichtige Eiweißlieferanten. Vor allem Nüsse haben sich als segensreich für das Gehirn erwiesen. Denn sie sind nicht nur wichtige Eiweiß− sondern auch Omega−3−Fettsäure−Lieferanten. Omega−3−Fettsäuren sind wiederum für die Hirngesundheit von großer Bedeutung. Wenn Sie wissen, dass Sie über einen langen Zeitraum hinweg lernen werden, ist es ratsam immer eine Packung Studentenfutter in Reserve zu haben. |