Der Schlüssel zum Erfolg: Selbstbeherrschung Stellen Sie sich vor, Sie schreiben eine Statistik−Prüfung an der Uni. Wovon wird Ihre Note abhängen? Klar, ein sicherer Umgang mit Zahlen ist hilfreich. Ein hohes Mass an Intelligenz schadet auch nicht. Doch eine oft unterschätze Eigenschaft ist Sitzfleisch. Man könnte auch von Geduld, Selbstbeherrschung, Disziplin oder Selbstkontrolle reden. All diese Begriffe zielen letztlich auf die gleiche Fähigkeit ab: Eine spätere Belohnung einer sofortigen vorzuziehen. Jeden Tag stehen Sie vor diesem Dilemma: Jetzt Spaß auf einer Party oder übermorgen eine gute Note in der Prüfung; auf dem Smartphone spielen oder dem Dozenten lauschen; jetzt an den Badesee oder noch die Präsentation für das morgige Meeting fertigstellen. | ||||||
Das Marshmallow-Experiment | ||||||
Ausgangspunkt dieser Forschung war eine unter dem Namen Marshmallow-Experiment bekanntgewordene Versuchsreihe in den 60er Jahren. Darin wurde Kindern ein Marshmallow gegeben. Der Versuchsleiter teilte den Kindern sodann mit, dass sie den Marhsmallow sofort essen können, wenn sie wollen. Wenn sie aber mit dem Verzehr warten, erhalten sie später einen zweiten Marshmallow. Das klassische Dilemma also: Eine kleine sofortige Belohnung gegenueber einer größeren, dafuer späteren Belohnung. Wie Sie sich vorstellen können fiel es den meisten Kindern äußerst schwer, der Versuchung zu widerstehen. Dennoch schafften es viele Kinder dem leckeren Marhmallow zu wiederstehen und dafür einen zweiten zu erhalten. In den folgenden Jahren wurde die Entwicklung der 562 Jungen und Mädchen weiter verfolgt. Nach 20 Jahren zeigten sich die Unterschiede deutlich: Jene Kinder, die es schafften der Versuchung zu widerstehen, hatten im Durchschnitt bessere Schulnoten, waren schlanker, nahmen seltener Drogen und hatten häufiger einen Uni-Abschluss. In einer ähnlichen Studie aus Neuseeland zeigte sich zudem: Menschen mit einer hohen Selbstbeherrschung sparen mehr Geld, brechen seltener die Schule ab und verfallen seltener der Spielsucht. | ||||||
Es ist paradox: In einer Zeit, in der alles immer schnelllebiger wird, in der nur ein paar Mausklicks zum Kauf eines neuen Paars Schuhe nötig sind, in der wir mit unseren Smartphones jede Information sofort abrufen können, entscheidet eine alte Tugend über Erfolg und Misserfolg: Die Geduld. Der Odysseus in uns Ob wir uns selbst beherrschen können oder nicht, hängt sehr stark ab von den Techniken, derer wir uns in solchen Situationen bedienen können. Im Marshmallow−Experiment beispielsweise wenden sich manche Kinder bewusst dem verführerischen Marshmallow ab und schauen die Wand an, wissend dass der Anblick des Marshmallows Begehrlichkeiten schafft. Auch Odysseus bediente sich vorüeber 2000 Jahren bereits dieses Tricks: Als er sich auf seinen Reise den Sirenen näherte, wusste er, dass deren wundervoller Gesang ihn magisch anziehen würde und sein Schiff auf die Felsen zusteuern lassen und es so zum kentern bringen wuerde. Die Göttin Kirke gab ihm der Legende nach einen Tipp wie er in den Genuss des Gesangs kommen könnte, ohne dabei dem Untergang geweiht zu sein: Er solle sich von den anderen Seglern an den Mast binden lassen und gleichzeitig die Ohren seiner Segler mit Wachs versiegeln lassen. Auf diese Weise könne er dem Gesang lauschen ohne sich ins Verderben zu stürzen. Sie sehen: Die Menschen der Antike standen vor den gleichen Herausforderungen wie wir. Die Selbstbeherrschung trainieren Natürlich begnügt sich die Forschung nicht nur damit, den Ist-Zustand zu beleuchten, sondern bemüht sich zu erforschen, wie wir unsere Selbstbeherrschung ausbauen können. |